GESCHICHTE DES MARZIPANS

Mein Name ist Johann Georg Niederegger. Dies ist die Geschichte des Marzipans. Ich will sie allen, die sie kennenlernen möchten, erzählen.

Dass Marzipan, diese genussvolle Kostbarkeit, ursprünglich aus dem Orient kommt, weiß jemand anderes zu berichten.

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Wo Mandeln und Zucker ihre Heimat haben, da wurde unser Marzipan erfunden. Der Persische Arzt Rhazes, der von 850 bis 923 lebte, schrieb ein Buch in dem er das Gemisch aus Mandeln und Zucker als Heilmittel anpries.

Als die Kreuzritter aus dem Orient zurückkehrten brachten sie vielerlei Gewürze und orientalische Geheimnisse mit.

In Venedig, Neapel und auf Sizilien wurden im 13. Jahrhundert Gewürze und Konfekt vornehmlich in kleinen Schächtelchen gehandelt. Das verzauberte Wort „Mataban“ für Schachtel wurde im Laufe der Zeit auf den Inhalt übertragen: Mazapane (ital.), Massepain (franz.), Marzipan (deutsch).

Wusstet ihr, dass schon im 13. Jahrhundert der bedeutende Denker und Gottesgelehrte Thomas von Aquin sich mit dem Genuss von Marzipan beschäftige? In seinen Lehren steht für fragende und verunsicherte Geistliche geschrieben: „Marzipan bricht das Fasten nicht.“

Der große Erzähler Boccaccio macht in seinen Geschichten den Zusammenhang zwischen Leidenschaft und Marzipan deutlich. Um Marzipan als Krönung der süßen Lust hervorzuheben wurde zu dieser Zeit die Mandelspeise mit Blattgold belegt.

Die gewaltigen Hansekoggen brachten Gewürze und andere gepriesene Zutaten in den hohen Norden. Mit Zucker und Gewürzen durften aber zunächst nur Apotheker handeln. Erst später, als es den Beruf des Zuckerbäckers gab, durften die „Canditors“, wie man sie nannte, auch Marzipan herstellen.

Die Ersten, die in Europa den Genuss der Mandelspeise Marzipan schätzen lernen konnten, waren die Könige und Wohlhabenden. Es ist überliefert, dass Königin Elisabeth I. von England, die von 1533 bis 1603 lebte, als süchtig nach allem Süßen galt. Der Begriff „königlicher Genuss“ entstand.

Auch später bei den rauschenden Festen des Sonnenkönigs Ludwig XIV. von Frankreich durften riesige Tafelaufsätze mit Marzipan nicht fehlen. Alles was das Herz begehrte; ob allerlei Früchte, Geflügel oder Wild – alles wurde möglichst naturgetreu aus Marzipan nachgebildet.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten in den Kaffehäusern nun auch die Bürger die feinen Mandelspeisen reichlich kosten. Mit der Gewinnung des Zuckers aus der Zuckerrübe wurden die kostbaren Süßigkeiten etwas erschwinglicher. Auch in Lübeck wurde Marzipan besonders begehrt und geschätzt.

Ich möchte euch noch einiges über mein Leben erzählen: Die Lehr- und Wanderjahre führten mich als jungen Mann von meiner Heimatstadt Ulm in die Hansestadt Lübeck zum Konditor Maret. Im Jahre 1806 konnte ich mein eigenes Geschäft eröffnen. Meine Produkte konnte ich an Könige und Zaren liefern.

Fortan konnte ich durch beste Qualität ständig den Ruf mehren. Mein Marzipanrezept aus soviel Mandeln wie möglich, so viel Zucker wie nötig, dazu noch ein Geheimnis, wird seit meinem Tode von Generation zu Generation weitergereicht. So bleibt Niederegger Marzipan was es schon immer war: eine köstliche Spezialität mit Mandeln bester Herkunft.

New-York, Paris, Berlin, Tokyo, eine Süßigkeit geht auf Reisen…Niederegger steht für „Marzipan von Weltruf“.